VBIO

Ausbildungsinitiative Taxonomie

Vor dem Hintergrund des absehbaren Mangels an Taxonomen haben der VBIO, mehrere seiner Fachgesellschaften und weitere Verbände 2007 eine "Nationale Ausbildungsinitiative Taxonomie" für Deutschland als gemeinsame Aufgabe für Bund und Länder gestartet. In einem gemeinsamen Papier haben sie den dringenden Handlungsbedarf für die Verbesserung der Ausbildungssituation von Taxonomen in Deutschland deutlich gemacht und die Einrichtung von Stiftungsprofessuren gefordert. Dieses Papier wurde an die zuständigen Ministerien der Länder und des Bundes sowie an die Länderparlamente übermittelt. Denn aufgrund der föderalen Struktur der Bundesrepublik liegt die Verantwortung für die Hochschulausbildung auf Länderebene.


Die Reaktionen

Das Bundesministerium für Umwelt teilte dem VBIO denn auch im Februar 2007 mit, dass ihm – ebenso wie dem BMBF – in dieser Sache leider die Hände gebunden seien. Eine kleine Anfrage der Fraktion die Bündnis90/Die GRÜNEN im Bundestag ergab 2008 ähnliche, wenig überzeugende Antwortender Bundesregierung.

Zwar erreichten den VBIO aus den Bundesparteien positive Signale zur Situationsanalyse und zur Bedeutung der Taxonomie – für Fragen der Hochschulausbildung sah man sich auch dort nicht zuständig.

Und die Länder? Die Partei DIE GRÜNEN startete bezüglich der Ausstattung der Landesuniversitäten mit Lehrstühlen sowie der taxonomischen Forschung Anfragen in mehreren Landtagen. Die jeweiligen Landesregierungen zeigten zwar vielfach Sympathie für das Anliegen, gaben die Verantwortung aber mit Verweis auf die Hochschulautonomie an die Hochschulen weiter oder beriefen sich auf die Forschungs- und Ausbildungsleistungen außeruniversitärer Wissenschaftseinrichtungen.

Im Herbst 2010 startete die zu diesem Zeitpunkt oppositionelle SPD-Bundestagsfraktion 2010 einen Antrag "Schutz der biologischen Vielfalt – Die Taxonomie in der Biologie stärken" (17/3484). Der jedoch abgelehnt wurde.


Die Entwicklung seitdem

2012
Das Netzwerk nefo legt seine  "Studie zur taxonomischen Forschung in Deutschland" vor

2014
Die Nationale Akademie Leopoldina unterstricht in ihrer Stellungnahme"Herausforderungen und Chancen der integrativen Taxonomie für Forschung und Gesellschaft- Taxonomische Forschung im Zeitalter der OMICS-Technologien die Beideutung der Taxonomie.

2017
Die große Koalition beschloss einen Antrag Biodiversität schützen – Taxonomische Forschung ausbauen http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/18/109/1810971.pdf. Darin wird die Bundesregierung unter anderem aufgefordert, sich im Rahmen der zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel „zusammen mit den Ländern dafür einzusetzen, dass an geeigneten Universitätsstandorten Schwerpunktprogramme der integrativen Taxonomie und angewandten Ökologie zur Förderung von Forschung und Lehre in enger Kooperation mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen entstehen. Dabei gilt es auch Wege zu finden, wie der Sachverstand der Zivilgesellschaft besser eingebunden werden kann“. Außerdem soll die Bundesregierung die Schaffung eines Kompetenznetzwerkes für integrative Taxonomie unterstützen, "welches als erster Ansprechpartner für Gesellschaft und Politik dient, Forschungsschwerpunkte koordiniert und Standardisierungsprozesse auf nationaler und internationaler Ebene mitgestaltet".

Verschiedene Diskussionen wie etwa die um den Insektenschwund haben parallel dazu das Thema Biodiversitätsmonitoring vorangebracht, das indirekt auch Artenkennern zugute kommt. Denn nur das, was man kennt, kann man auch monitoren und schützen. Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) plant besipielsweise im Zuge des Aktionsprogramms Insektenschutz den Aufbau eines nationalen Monitoringzentrums für Biodiversität.

2021
Das Land Baden-Württemberg hat den Mangel an Taxonomen und den daraus resultierenden Handlungsbedarf erkannt und die Landeskompetenzinitiative „Integrative Taxonomie“ gestartet. Mit dem „Kompetenzzentrum Biodiversität und integrative Taxonomie“ (KomBioTa)  hat Mitte 2021 seine Arbeit aufgenommen. Die einzigartige Einrichtung der Universität Hohenheim und des Stuttgarter Naturkundemuseums soll die Biodiversitätsforschung weiter stärken und einen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt leisten.


Fazit

Der Fortschritt ist manchmal eine Schnecke.
Und: Der VBIO wird auch weiterhin beobachten, ob und wie nachfolgende Bundesregierungen sich an den Beschluss gebunden fühlen